GENUA: Gênes – der weite Weg nach Westen!

 Heute, am Dienstag, dem 20. Mai im Jahre des Herrn 1873, gab es wirklich etwas zu feiern! Levi Strauss hatte extra zu diesem Anlass eine Flasche „Original Spumante di Genova“ mit in die Werkstatt von Jacob gebracht.

Ab heute waren sie beide Inhaber des Patents 139.121!

Natürlich hatte er damals sofort in den Deal eingewilligt: er hatte das Geld und Jacob die Lösung!

Eine geradezu lächerliche Summe hatte er investieren müssen!

Jacob war – Gott sei Dank – kein Kaufmann, der so wie er ein gewinnträchtiges Geschäft schon meilenweit gegen den Wind riechen konnte.

Jacob Davis war Schneider – und er hatte nie genug Geld! Nicht einmal die die paar Dollar, um seine Erfindung vor Nachahmern und Konkurrenten zu schützen.

Levi Strauss kannte Jacob schon seit Jahren. Sein Großhandel belieferte nicht nur dessen Schneiderei, sondern viele andere Werkstätten hier im mittleren Westen mit Stoffen und Kurzwaren, die zur Herstellung der Arbeitskleidung der Gold-Digger und Gleisarbeiter der neuen Bahnlinie „Central Pacific Railroad“ benötigt wurden: die Leute brauchten robuste Hemden und Hosen, die billig waren und etwas aushalten konnten.

Den idealen Stoff dafür importierte seine Firma „Levi Strauß & Co.“ seit Jahren aus Europa, genauer aus Genua, wo das grobe Segeltuch schon seit Jahrhunderten das ideale Material für die Arbeitskleidung der Seefahrer und Bauern der Levante abgab. Deshalb war dieser Stoff aus „Genes“ auch äußerst gefragt bei vielen Schneidereien hier in Kalifornien.

Und Jacob Davis’ Schneiderei war eine der besten.

Im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten, die tagein tagaus  immer nach den bekannten und immer gleichen Verfahren produzierten, hatte Jacob ständig nach Verbesserung seines Angebotes gesucht. Er hatte die Nähgarne verstärkt und mehr Hosentaschen angenäht.

Leider aber rissen die Nähte dieser Hosentaschen zum Ärger von Jacobs Stammkunden immer schnell auf. Kein Wunder – stopften sie doch immer ihr Werkzeug dort hinein! Ihre Frauen beschwerten sich bei Jacob darüber, dass sie die Arbeitskleidung ihrer Männer ständig reparieren mussten. Sie hätten schließlich noch anderes zu tun!

Und für dieses Problem hatte Jacob endlich die geniale Lösung gefunden: er verstärkte mit Metall-Nieten, die die hiesigen Farmer schon immer zum Verschluss ihrer Baumwollsäcke benutzt hatten, nun auch die Nähte seiner Hosen und Hemden. Seine „Genes“ waren zum Verkaufsschlager geworden.

Leider aber – Konkurrenz schläft nicht! Und schon gar nicht  in Amerika!

Und so hatten bereits einige andere Schneidereien Jacobs Erfindung kopiert und eben solche Nietenhosen hergestellt!

Jacob Davis wusste schon, wie er seine Erfindung schützen konnte: mit einem Patent in San Francisco. Aber dafür brauchte man Geld! Und das war wieder einmal nicht vorhanden. So gut lief die Werkstatt nun auch nicht! Was tun?

Und da war nun er, Levi Strauss, ins Spiel gekommen! Gott sei Dank hatte sich Jacob Davis als guter Kunde zuerst an ihn gewandt. Und er  hatte sich die Gelegenheit natürlich nicht nehmen lassen. Für ihn war es ein Leichtes gewesen, ihm die 68 Dollar für den Patentantrag „Nietenverstärkung an Arbeitsbekleidung“ – zu geben! Nur 68 Dollar!!!

Natürlich ist nichts im Leben umsonst!

Und so würde er natürlich als Teilhaber des Patentes an der Produktion der „Jeans“ – so wurden sie unterdessen etwas amerikanisiert genannt – beteiligt werden.

Und heute war nun der Tag gekommen: mit der Postkutsche war am Morgen die Urkunde ihrer Erfindung ins Patentregister gekommen.

„Auf uns, Jacob, Prosit!“ sagte Levi Strauss.

Der Siegeszug der „Genes“ von Genua aus über den Westen der USA in die ganze Welt hinein hatte begonnen.

Nicht immer ernten die wahren Helden auch den größten Ruhm!

Alle denken an Levi Strauss, wenn von den “Levi`s” ,den  “Blue (Genes) Jeans“, den” Nietenhosen”, den “Texashosen ” gesprochen wird.

Doch Jacob Davis gebührt in erster Linie diese Ehre! Das musste einmal gesagt werden!