Das sehen vor allem so einige Alte in den Dörfern der ligurischen Berge doch noch etwas anders!
In Volastra in den Cinque Terre erzählt man sich noch heute, dass die Einwohner nach Sichtung von Piratenschiffen ihre Schätze in einem großen Erdloch versteckten. Einschließlich der Silberglocken der Kirche! Das Dorf wurde beim Sturm des überlegenen Sarazenenheeres völlig zerstört. Die Piraten brandschatzten und plünderten alles. Doch den versteckten Schatz fanden sie nicht! Sie machten den Ort dem Erdboden gleich. Und so kam es, dass es auch den Überlebenden des schrecklichen Überfalls nicht mehr gelang, die wertvollen Glocken zu finden. Noch heute schwören einige Einwohner, in Gewitternächten die Glocken der Dorfkirche zu hören.
Der tragische und geheimnisvolle Tod des englischen Dichters Percy Shelley im Jahr 1822 nach einem Schiffbruch wegen eines unerklärlichen, plötzlich aufkommenden Sturmes vor dem Hafen von Lerici zieht bis heute zahlreiche Bewunderer an diesen Küstenstreifen. Einige behaupten dabei, in der Nacht den irrenden Geist des Dichters über dem Meer gesehen zu haben.
In Framura, Ortsteil Pietra Rossa gibt es ein Geisterhaus, das sogenannte „Casa della Paura“ – das Haus der Angst! Es wird aus gutem Grund davon abgeraten, in der Nacht dort vorbeizugehen.
Der Passo Cento Croci verbindet Ligurien mit der Provinz Piemonte. Hier wird diese Geschichte erzählt:
Eines Tages suchte ein Wanderer mitten im Winter auf Tausend Meter Höhe einen Unterschlupf in einem kleinen Kloster. Er war schon häufiger von den freundlichen Mönchen dort bewirtet worden. Doch diesmal fand er keine hilfreichen Menschen vor, sondern er wurde von 5 Briganten (Räubern) empfangen. Diese raubten ihn natürlich aus und verletzten ihn dabei schwer. Zu schlechter Letzt warfen sie ihn in eine Schlucht. Wie durch ein Wunder wurde unser Wanderer von einer ligurischen Familie gerettet, die die Klosterbrüder mit Nahrungsmittel versorgen wollte. Man fand die Leichen aller Mönche und noch weiterer ermordeter Personen in der Nähe. So konnten alle in würdiger Form bestattet werden und ihren ewigen Frieden finden. Aber waren wirklich alle gefunden worden? Irren dort nicht doch noch verlorene Seelen durch die Schluchten und über die Berge?Wer weiß?
Das mittelalterliche Fieschi-Schloss in Savignone – heute ein Hotel – ist laut Überlieferung eindeutig von Geistern bewohnt. Einige ältere Anwohner behaupten, regelmäßig am 2. November eines jeden Jahres, aber manchmal auch dienstags oder freitags eine Totenprozession beobachtet zu haben.
Also, Wanderer, nimm dich in Acht, insbesondere wenn du im Gebiet der Cinque Terre bist:du bist gewarnt!
Wie überall auf der Welt werden auch in Ligurien bis in die moderne Gegenwart hinein Märchen,Sagen und Legenden weitergegeben, deren Ursprünge weit in den vergangenen Jahrhunderten zurückliegen.
Viele dieser Geschichten beruhen auf tatsächlichen Ereignissen, viele aber auch auf Urängsten vor unerklärlichen Naturphänomenen und Geschehnissen.
Häufig hatten sie – und haben sie vielleicht noch heute – die Funktion , tiefe Ängste vor Gewalt und Schrecken zu kompensieren.