SESTRI LEVANTE: 
In the air tonight

Januar 1909, Küstenbereich der amerikanischen Staaten von Amerika.

Die RMS Republic, ein 1903 in Dienst gestelltes Passagierschiff der britischen Reederei White Star Line, legte am Freitag, 22. Januar 1909 um 15 Uhr von New York City zu ihrer Atlantiküberquerung ab. An Bord befanden sich 742 Personen. 

Am frühen Morgen des 23. Januar dampfte die Republic etwa 50  Seemeilen südwestlich der Insel Nantucket vor der Küste des US-Bundesstaates Massachusetts ohne jegliche Sicht durch den dichten Nebel.

Kapitän Sealsby ließ in regelmäßigen Abständen das Nebelhorn ertönen. Das war die einzige Möglichkeit damals, anderen Schiffen seine Anwesenheit anzuzeigen.

Um 5:47 Uhr hörte die Mannschaft auf der Brücke ein Nebelhorn Backbord voraus. Der Kapitän befahl sofort „Maschinen volle Kraft zurück“ und „Ruder hart Backboard“, aber es war zu spät! Aus dem Nebel erschien plötzlich ein Schiff – es handelte sich um den wesentlich kleineren, italienischen Passagierdampfer Florida. Die Florida rammte die viel größere Republic mittschiffs fast im rechten Winkel.

Durch den Zusammenstoß wurden auf der Florida drei Besatzungsmitglieder getötet. Auf der Republic kamen drei Passagiere der ersten Klasse ums Leben. Zudem wurden viele Passagiere verletzt. Während sich die Florida über Wasser halten konnte, drohte die Republic zu sinken.

Gott sei Dank konnte der Bordfunker der Republic Jack Binns mittels Funken – Telegraphie einen Notruf mit den Morsezeichen CQD – die Zeichenfolge SOS sollte sich erst später durchsetzen – senden und damit Hilfe rufen.

Es war das erste Mal in der Geschichte der Seeschifffahrt, dass ein in Seenot geratenes Schiff so um Hilfe bat. Zwar wurde das CQD-Signal von verschiedenen Schiffen empfangen, dennoch mussten die Überlebenden 13 lange Stunden auf ihre Rettung warten. 

Dann kam Hilfe. Mehr als 1.500 Menschen konnten erfolgreich auf andere Schiffe evakuiert werden.

Die neue drahtlose Kommunikationstechnologie hatte funktioniert. 

Erfinder dieser revolutionären Technologie war der Italiener Gugliemo Marconi. Der spätere Nobelpreisträger war auch der erste, der schon 1901 einen Funkkontakt durch den „Äther“ zwischen zwei Kontinenten hergestellt hatte.

Juli 1934, vor der ligurischen Küste Italiens.

Marconi hatte schon im Jahr 1908 bei dem Zusammenstoß der beiden Passagierschiffe die Idee zu einer Verbesserung seiner Funk- Technik gehabt. Die Idee: Schiffe müssten sich entlang von Radiowellen auch ohne Sicht sicher steuern lassen:

Marconi hatte so zwei Mikrowellensender bei Sestri Levante aufbauen lassen, die Funkfeuer abstrahlten. Ohne Kompass und ohne Sicht auf die nahe gelegene ligurische Küste – er hatte seine Yacht „Elettra“ komplett verdunkeln lassen – ließ Marconi sein Schiff nur mit den beiden Richtstrahlen bis zur Hafeneinfahrt von Sestri Levante steuern. 

Und revolutionierte damit aufs Neue die Navigation auf See!

Wir machten mal wieder diese herrlichen Schiffstour entlang der Cinque Terre. „Weißt du, dass hier an dieser Küste ein Meilenstein in der Entwicklung der Seenavigation gesetzt worden ist?“ fragte mich mein Freund, ein Ingenieur.

Ich wusste es damals nicht!